REC – Internationales junges Filmfestival

Der Goldene Clip (16-20-jährige):
(Wie) Betäubt von Lilli Hildebrandt (Deutschland)
Der Film steigt spielerisch ein, schildert die Vorbereitung auf einen Partyabend aus verschiedenen Perspektiven der Jungs und der Mädchen. Am Ende der Nacht steht der Vorwurf der Vergewaltigung im Raum. Ohne sich festzulegen verhandelt er das Thema auf beeindruckende Weise. Die Stärke des Films besteht darin, dass er weder die zentrale narrative Lücke füllt, noch uns eine wertende Perspektive aufdrängt.

Der Goldene Clip (21-27-jährige):
Nioczekiwane (Unexpected) von Mateusz Buława (Polen)
Drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin in der Frühchenstation eines Krankenhauses. Welche Erwartungen hätte man konventionellerweise an einen Dokumentarfilm zu diesem Thema? Nioczekiwane wählt einen sehr besonderen Zugang: Gedämpfte Töne, verschwommene Bilder, das Spiel von Licht und Schatten. Durch solche subjektivierenden Verfahren und lyrischen Qualitäten zieht uns der Film in die Wahrnehmung des nicht zu Ende geborenen Lebens. Monat für Monat schärfen sich die Sinne. Der Film vermag es zu vermitteln, welche Anstrengung es kostet, ins Leben zu kommen. Ein kleines Meisterwerk.

Der Silberne Clip:
Paul Wong: Breaking the Silence von Jackson Wai Chung Tse (Kanada)
Paul Wong ist Künstler in Kanada, chinesisch-stämmiger Abstammung und schwul. Er hat beschlossen, die ihm zugewiesene Rolle des Model Citizin abzulegen und sein Anderssein in seiner Kunst und seinem Alltag selbstbewusst zu leben. Dem Film gelingt es, der Kunst von Wong auf Augenhöhe zu begegnen. In seinem Debütfilm schafft es Jonathan der starken Persönlichkeit seines Protagonisten einen filmisch adäquaten Raum zu geben. Ein vielversprechender Beginn.

Lobende Erwähnungen

VokseVærk (Sudden Growth) von Sine Juhl (Dänemark)
In „VokseVærk“ durchleben kleine Knetfiguren die körperlichen Veränderungen des Erwachsenwerdens. In aller Direktheit gezeigt und zeitlich komprimiert – wie es im Realfilm unmöglich wäre – muss jede Figur ihren Umgang finden zwischen Verwirrung, Angst, Vorfreude und Neugier. Sine Juhl ist mit ihrem Debütfilm eine universell gültige, umfassende und vor allem sehr niedliche filmische Darstellung der Pubertät gelungen.

Att tvätta för tre (From our Laundry) von Albin Abrahamsson und Jakob Eliasson (Schweden)
Der Film „From our laundry“ erzählt in einer einzigen ungeschnittenen Einstellung, souverän fotografiert, atmosphärisch stimmig und in präzisem Spiel der Darsteller, mit Hilfe eines Pullovers, der sich in der Wäsche findet, die Trennung der Eltern aus Perspektive des ältesten Sohnes. In nur wenigen Minuten hinterlässt der Film tiefe Eindrücke eines Familiendramas, ohne zu viel preiszugeben.

Wir schwimmen (Swimming) von Georgia Bauer und Rahel Jung (Deutschland)
Der letzte Tag eines langen, heißen Sommers, wie immer gemeinsam verbracht im Freibad, Sonne in den langen Haaren, der Geruch von Chlorwasser, Pommes mit Ketchup. Mit den Bild- und Tonqualitäten experimentierend und mit rhythmischem Gespür erschafft der mit dem Smartphone aufgenommene Film eine Collage der Erinnerungen einer Freundschaft, bis dann der schlichte Satz „Aber wir skypen“ jäh klarmacht, dass nichts bleiben wird.

Der Doku-Clip
Camposanto (God’s Acre) von Pablo Diego Almudevar (Spanien)
Mit „Camposanto“ schafft Pablo Diego Almudevar ein stimmungsvolles Bild vom Alleinsein und Stillstand. Die Handlungen des Protagonisten wirken fast wie durch Zeitlupe verlangsamt und trotzdem bleibt man als ZuschauerIn gespannt dabei. Ein Leben in völliger Abgeschiedenheit ohne Stress und Termindruck? Für viele ist das eine paradiesische Vorstellung. Doch der Film zeigt, dass es dies nicht nur traumhaft ist, sondern auch harte Arbeit, Repetition, Einsamkeit und Abschied. Mit berührend schönen Bildern und interessanten Kadrierungen zieht einen der Film in seinen Bann und man ist fast versucht, die Reise ins spanische Bergland anzutreten, um dem Ort einen Besuch abzustatten.

Der Ziegler-Film-Förderpreis
Fred versteht von Kaja Bergmann (Deutschland)
Kaja Bergmann ist eine junge Filmemacherin, die einen gut gestalteten und spannenden Animationsfilm gemacht hat, der überraschend in einer harten Realszene endet. Dafür vergeben wir einen Praktikumsplatz bei Ziegler Film und freuen uns, dass sie damit bei einer unserer nächsten Produktionen dabei ist.

Die Ziegler-Film-Matinée
Eine Matinée im Berliner Kino „Filmkunst 66“ wird vergeben an die Filme:
Dinomüll von Rio Marquardt (Deutschland)
und
Das Abendmahl von Harald Takke und Steven Takke (Deutschland)

Novemberfestivalen
Eine Nominierung für den internationalen Wettbewerb bei Novemberfestivalen in Trollhättan in Schweden im November 2019, vergeben Novemberfestivalen und das REC-Filmfestival zusammen für den Film
„Wir schwimmen“ (Swimming) von Georgia Bauer und Rahel Jung (Deutschland)
Beide Regisseurinnen werden dazu eingeladen, die Reisekosten dafür werden von Novemberfestivalen und dem REC-Filmfestival übernommen.

REC for Kids
– Jury der Medienprofis

Der Goldene Clip:
draußen von der schulischen Film-AG der Freien Christlichen Schule Ostfriesland, Betreuung: Johannes Köster (Deutschland)
Ein besonders lebendiger und spannender Film. Die Kinder im Film machen sich gemeinsam auf den Weg in ein Abenteuer, bei dem sie ihre Wünsche, Ängste und Konflikte ohne Erwachsene bewältigen wollen. Jedes zeigt darin seinen ganz eigenen Charakter. Geschichte, Szenenfolge und Spiel überzeugen. Es fühlt sich an, als hätten die Kinder die von ihnen gezeigte Geschichte und Geschichte(n) direkt aus ihren Erfahrungen heraus erfunden. Als Zuschauer*innen erleben wir mit, wie die verschiedenen Motive eine gemeinsame Entscheidung verhindern. Weil wir die Einzelnen verstehen lernen, kann es dennoch zu einem guten Ende für alle kommen.

Der Silberne Clip:
Real Fake von Benjamin Röder (Deutschland)
„Real Fake“ ist ein Film, der einen direkten Bezug zur Lebenswelt Internet darstellt. Er beschreibt eine wichtige, medienpädagogische Arbeitsweise: Wenn Du nicht weißt, wie Desinformationen oder Fake News funktionieren, dann stelle Desinformationen oder Fake News her. Dieses ist den Schüler*innen mit nahezu wissenschaftlicher Akribie vorbildlich gelungen.

Lobende Erwähnungen

Halloweenfeier von Workshopteilnehmer/innen des Vereins „Freigesprochen – Mediencoaching“unter der Leitung von Sunny Bansemer und Marco Rentrop (Deutschland)
Der Film die „Halloween Feier“ ist ein wunderbar liebevoll umgesetztes Beispiel für filmische Remix-Kultur. Der erfolgreiche Hit von Namika, Je ne parle pas francais, wurde Grundlage für eine komplett andere Geschichte, nämlich der Planung und Durchführung einer Halloweenfeier. Hier stimmt alles: Kamera, Schauspiel, ja sogar der Gesang ist gelungen.

Mietkowe interwencje ewolucji tolerancji ekologicznego kaktusa
(The evolution of Tolerance towards the Eco-friendly Cactus)
von einer Kindergruppe des Children’s Art Centre in Poznań, unter der Leitung von Agnieszka Krajewska
Vordergründig ist dieser Film ein gelungenes Beispiel für eine Erzählung, die mit Trickfilmtechnik entstand. Wir aber möchten diesem Film aus einem anderen Grund eine lobende Erwähnung zukommen lassen: Die Dekoration, die Kulissen und das Licht treten in einer selten guten Qualität in Erscheinung und überraschten somit die Jury.

Allerlei von Jonas Kammer (Deutschland)
In seiner Mischung aus Zeichen- und Realtrick bringt uns der Fim in eine Welt, in der wir Zuschauer*innen die Eigenheit der Dinge, die uns im Alltag umgeben, neu wahrnehmen. Die Geschichte mit ihren überraschenden Ideen in Animation und Sound zeigt uns Lebensmittel und Küchenwerkzeuge als kleine Wunderwerke, die sich anfassen, anschauen und zu einer ganz eigenen Mahlzeit verarbeiten lassen – in diesem Fall zu einem lustigen und besonderen Film.

Ein tiefer Blick von einer 5. Klasse der Konrad-Aghad-Schule und einer 9. Klasse der Zuckmayer-Schule in Berlin unter der Leitung von Leska Ruppert und Sina Ness
Kinder aus zwei Klassen in Berlin Neukölln haben sich mit der Kamera über eine lange Zeit die Baustelle auf der Karl-Marx-Straße sehr genau angesehen. Sie haben Interviews mit Menschen geführt, die dort planen, arbeiten und leben und das Treiben auf und um die Baustelle beobachtet. Wir erfahren dabei eine Menge Neues. Auch ihre eigenen Sichtweisen und Phantasien haben die Filmemacher*innen in Trick- und Bewegungssequenzen mit eingebaut. Herausgekommen ist eine informative, interessante und oft witzige filmische Reportage. Diese Mischung macht das Portrait eines großstädtischen Ortes, den die Kinder jeden Tag durchqueren, zu einem besonders gelungenen Beispiel für Film- und Medienarbeit an der Schule.

REC for Kids
– Kinder Jury

Der Goldene Clip:
Casting von Workshopteilnehmer/innen des Vereins „Freigesprochen – Mediencoaching“unter der Leitung von Marco Rentrop (Deutschland)
Ein humorvoll gestalteter Film über Karma, mit hervorragenden Schauspielkünsten und außerdem auch gut gedreht.

Der Silberne Clip:
Anonymos von Abi Harlowe (Irland)
Bei dem Film handelt es sich um ein Missverständnis unter Jugendlichen Freunden welches schnell zu einem Fall von Cybermobbing ausartet. Für uns ist dies ein wichtiges Thema, und wir finden, dass dieser Film das gut widerspiegelt.

Lobende Erwähnungen

Strašiak Rudko (Ruddy die Vogelscheuche)
von Monika Chomová, Martin Valentko, Paulína Tessa Mrvová, Sofia Kocková, Barbora Valentková, Michal Kocka, Natália Ella Mrvová, Ema Kissová (Slowakei)
Der Jury gefällt an diesem Film, wie viel Mühe in diesem Stopmotionfilm steckt, denn diese zahlt sich aus.

Alles muss man selber machen von Jean-Luc Klaukien und Moritz Göbel (Deutschland)
„Alles muss man selber machen“ ist ein sehr witziger schöner Film, der darstellt, wie man allein mit Farbe und Musik einen Film anders wirken lässt.

Der Raub der Megamünze von einer Kindergruppe unter der Leitung von Sadek Asseily (Deutschland)
„Der Raub der Megamünze“ ist ein gut geschauspielerter, lustiger Film über einen Kriminalfall.